
FaszinationTauchen!?
Eigentlich
kann ich nicht genau sagen, was ich von meinem ersten Tauchgang, in einem
richtigen See, erwartet habe. Aber das, was ich erleben durfte, hat meine
kühnsten Vorstellungen bei weitem übertroffen, und das, nicht nur in positiver
Hinsicht. Aber vielleicht sollte ich mal von Anfang an erzählen, damit
jeder weis, wovon ich überhaupt rede.
Sonntag
21.05.2000, 07:30 Uhr. Endlich ist unser Termin, für unseren ersten Freitauchgang
gekommen. Nach einigen terminlichen Schwierigkeiten, sollte es nun endlich
klappen. Der Sonntag war eigentlich ein recht guter Tag, um endlich mal
in einem See zu tauchen. Nicht nur meine Erwartungen auf diesen Tag waren
sehr hoch, sondern auch meine Mitstreiterin, Heike Töpfer, war sehr gespannt,
was da auf uns zukommt. Wir hatten gerade unseren Grundtauchschein abgelegt,
und wollten nun auch den nächsten Schritt gehen, und unter realen Bedingungen
lernen, wie man taucht, um dann später die Bronze Prüfung zu machen .
Mit unserer Ausrüstung stand es aber noch nicht zum Besten. Einige, entscheidende,
Kleinigkeiten fehlten uns leider noch. Also, sagen wir mal, außer unsere
ABC Ausrüstung, hatten wir eigentlich nichts, was es uns möglich machen
sollte, in einem See tauchen zu gehen. Ich dachte zum Beispiel, eine Badehose
könnte ausreichen um zu tauchen, den im Schwimmbad, habe ich auch nie
gefroren. Aber, ein Glück für uns, dass wir sehr argwöhnisch, von unserem
Gerätewart Viktor, gemustert wurden. Sofort zeigte sich, dass auch das
beste Biopren (biologisch gewachsene Wärmedämmschicht aus viel Bier und
gutem Essen), von dem ich wirklich reichlich habe, wohl kaum geeignet
ist, den Temperaturen unserer heimischen Gewässer zu trotzen. Also wurden
wir von Viktor mit allem was noch fehlte nachgerüstet. Ein paar Surfschuhe
hatte ich selber, aber alles weitere, wie etwa Anzug, Handschuhe, Weste
usw., fehlte noch. Um 09:30 Uhr trafen wir uns dann auf einer Autobahnraststätte
mit dem Rest der Taucher unseres Clubs, die für diesen Tag auch einige
Tauchgänge geplant hatten. Über die A5 ging es dann in Richtung Basel,
bis zur Ausfahrt Weinheim, etwa eine Stunde Fahrzeit insgesamt.
Endlich
angekommen, an einem öffentlichen Schwimmbad, mit einem kleinen See, staunte
ich nicht schlecht, als ich sah, wie viele andere Taucher, anderer Clubs,
auch nichts besseres zu tun hatten, als sich, die geheimnisvolle Unterwasserwelt
eines Baggersees anzusehen. Die inzwischen doch sehr angestiegene Erwartungsspannung,
bekam aber bald ihren ersten Dämpfer. Der Platz, an dem wir tauchen wollten,
war vom Eingang des Strandbades, ganz schön weit weg. Und weit weg",
bedeutet für einen Taucher, der das erste mal in seinem Leben, eine komplette
Ausrüstung tragen muß, das der Weg, mit jedem Ausrüstungsgegenstand, je
nach Gewicht, sich beinahe verdoppelt. Also, Ausrüstung hoch und ab ging
es. Die nächste Hürde, auf dem Weg zum tauchen, befand sich in unmittelbarer
Nähe unseres Basislagers, und tauchte, - nein nicht im Wasser -, sondern
im Rasen des Strandbades, in Form eines kleinen Loches, in der Wiese auf.
Mit dem ganzen Gerödel (Ausrüstung) am Hals und auf dem Rücken habe ich
doch dieses kleine Loch nicht gesehen, und bin unkontrolliert da rein
getreten. Was dann geschah, hatte schon etwas von einer Stummfilmklamotte
an sich. Zuerst bin ich umgeknickt, dann mit dem nach vorne geneigten
Oberkörper langsam auf Geschwindigkeit gekommen. Aber eben nicht schnell
genug. So daß meine, sich immer schneller bewegenden Füße, meinen nach
vorne enteilenden Oberkörper, nicht mehr folgen konnten. Mit kurzen Worten
gesagt, ich lag innerhalb einer Sekunde auf der Nase. Und die, wurde durch
einen Tragriemen meiner Reisetasche, über die mein Körper förmlich abrollte,
auch noch fest an den Boden gepreßt. Als meine
Erinnerung dann wieder einsetzte, standen fünf, mir völlig fremde Taucher
um mich herum und fragten mich, mit einem leichten Grinsen im Gesicht,
ob es mir gut gehen würde, und ob ich mir etwas getan hätte. Beide Fragen
mußte ich erst einmal mit nein" beantworten. Aber nach 10 Minuten
der Erholung konnte ich die erste Frage wieder mit ja" beantworten.
-- Lange Rede, kurzer Sinn, ich war hier, um endlich mal richtig zu tauchen.
Also begann ich mich zum ersten Tauchgang fertig zu machen. Inzwischen
war auch Heike schon in ihrem Anzug und begann mit einer
kleinen Gruppe und mit Stefan sich auf den ersten Tauchgang vorzubereiten.
Für mich, sollte eine kleine Zwangspause, die mir Stefan verordnet hat,
erst einmal klären, ob ich auch nicht irgend welche bleibenden Schäden
davon getragen habe. Neidvoll, mußte ich also mit ansehen, wie die erste
Gruppe, mit Klaus Brandscheid und Heike Töpfer, unter Führung des Tauchlehrers,
in den Fluten des Baggersee verschwanden. Heute, kann ich ja ruhig sagen,
dass es gar kein so großes Vergnügen war, wie ich es mir gedacht hatte.
Auch Heike kam nach 20 Minuten wieder aus dem Wasser, und wollte erst
einmal nie wieder tauchen. Aber heute, sieht das schon wieder ganz anders
aus. Endlich sollte auch ich meine Chance bekommen, und mit Stefan alleine,
eine kleine Runde durch den See tauchen. Es ging ins Wasser und dann,
nach kurzer Zeichenabsprache, endlich unter Wasser. Und da kam schon der
erste Schock. - In einem Bereich von einer Armlänge, war alles nur schemenhaft
zu erkennen. Mein Tauchlehrer, war sofort nach dem Untertauchen verschwunden.
Nur seine linke Hand war an meinem rechten Arm kleben geblieben. Doch
dann spürte ich einen leichten Druck auf meinem Arm und wußte somit, das
Stefan noch da sein musste. Aber
sehen konnte ich ihn nicht, und schon gar nicht die Zeichen, die er mir
vielleicht geben wollte. Meiner Vermutung nach, bewegte ich mich mehr
oder weniger nach unten, also in Richtung des Seegrundes. Plötzlich schoß
mir ein fürchterlicher Gedanke durch den Kopf. Was, wenn der Seegrund
etwa so aussieht, wie ich einen Seegrund noch aus meinen Kindheitserinnerungen
im Kopf hatte. So, etwas schlammig, mit Schlickablagerungen aus schwarzem
fauligem Schlamm, den ich als Kind schon immer gehaßt habe, wenn ich mit
den Füßen darin stecken geblieben bin. Und nun, bewegte ich mich mit dem
Kopf nach unten auf den Seegrund zu, und konnte nicht mal sehen, wie dicht
ich dem schlammigen Grauen schon war. Sofort sträubte sich mein Nackenhaar
und ich versuchte das Abtauchen zu beenden. Aber, mir fehlte dazu die
notwendige Bremse. Mein Tauchcomputer zeigte mir inzwischen ca. 3,5m an.
Ich hatte schon zweimal einen Druckausgleich gemacht, und die Hand an
meinem rechten Arm, führte mich vorsichtig weiter nach unten. Also, verschob
ich die grauenvollen Gedanken, wie ich bis zum Bleigürtel, kopfüber
in dem fauligen Schlamm stecken könnte". Ich dachte: Wenn die
Hand auf meinem Arm weiterschwimmt, kommt der Schlamm vielleicht später".
Stefan ist eben doch ein Tauchlehrer, dem man sich gerne anvertraut. Ich
kontrollierte meine Atmung, und stellte fest, dass ich eigentlich viel
zu schnell atmete. Ich wollte mich gerade etwas ruhiger werden lassen,
als ich meinen zweiten Schock bekam. Gerade als wir bei 6m Tauchtiefe
waren, durchschwammen wir die Sprungschicht, ab der das Wasser nur etwas
über 4-6°C kalt war. Als ich diese Kälte in meinem Gesicht
spürte, stockte mir sofort der Atem. Gerade eben habe ich vor Aufregung
noch etwas hastig geatmet, und im nächsten Moment, dachte ich, ich könnte
gar nicht mehr atmen. Jedenfalls, mußte ich bei 8m Wassertiefe, meinen
ersten Tauchgang, abbrechen und wieder nach oben tauchen. Dort angekommen,
war ich sehr erfreut, das auch Stefan wieder da war. Ja, so war das beim
ersten Tauchen. Aber nach einer kurzen Pause, hatte ich mich wieder gefaßt,
und wir sind dann wieder nach unten gegangen. Nur über die Sprungschicht
wollte ich dann nicht mehr tauchen. Und über der Sprungschicht, war es
auch gar nicht so schlecht, wenn man mal von der schlechten Sicht absieht.
Ich habe dann später auch noch eine weitere Runde, im wahrsten Sinne des
Wortes, im See gedreht. Stefan hat mich noch einmal zu einem Orientierungstauchgang
mitgenommen. War sehr interessant, die Runde, die wir immer wieder gedreht
haben, sollte eigentlich immer geradeaus gehen. Aber es war halt schlechte
Sicht. Aber ich freue mich schon auf das nächste mal. Euer Ronni
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